Bocholt: Das ambitionierte Projekt zur Sanierung des Rathauses entwickelt sich zunehmend vom Prestigevorhaben zum Problemfall. Nach Angaben der Sozialen Liste Bocholt liegen nun die schriftlichen Antworten der Stadtverwaltung auf ihre Ratsanfrage vor.
Daraus geht hervor, dass die Ausgaben erneut gestiegen sind: Statt der zuletzt kalkulierten 84 Millionen Euro belaufen sich die Kosten inzwischen auf 89,6 Millionen Euro. Rechnet man den Erwerb der Gigaset-Gebäude hinzu, summiert sich das Gesamtvolumen nach Einschätzung der Wählergemeinschaft bereits auf rund 100 Millionen Euro.
Bei den Bauarbeiten traten im Sommer unerwartete statische Schwierigkeiten auf. Erste Auffälligkeiten wurden im Juli 2025 festgestellt, betroffen sind vor allem die Decken vom Erdgeschoss bis in die oberen Stockwerke. Anders als zunächst vermutet, hängt das Problem nicht mit der Aufstockung zusammen. Vielmehr haben sich die Lasten aus haustechnischen Anlagen – Leitungen, Installationen und Geräte – ungünstig verteilt und stärker auf die Statik ausgewirkt als berechnet.
Um die Stabilität dauerhaft zu gewährleisten, sind zusätzliche Eingriffe erforderlich. Geplant ist unter anderem der Einbau von Querträgern unter der Dachdecke. Diese Maßnahmen verzögern die Bauarbeiten um etwa 25 Tage und verursachen Mehrkosten von rund 231.000 Euro.
Ratsfrau Bärbel Sauer kritisiert, dass die Öffentlichkeit über die Probleme nicht rechtzeitig informiert wurde – obwohl die Sanierung des Rathauses im Wahlkampf eine zentrale Rolle gespielt habe. |