Eine verheerende Vogelkrankheit hat die Amseln rund um Bocholt fast ausgerottet. Die Region verzeichnet seit Wochen ein massives Sterben der Vögel, verursacht durch das Usutu-Virus. Laut Martin Frenk, dem Vorsitzenden des Bocholter NABU-Kreisverbandes, sind etwa 90 Prozent der Amseln dem Virus zum Opfer gefallen. „Auch in meinem eigenen Garten habe ich bereits tote Amseln gefunden“, berichtet Frenk, und schildert die tragische Lage: „Die Krankheit verläuft extrem schnell. Innerhalb von nur ein bis zwei Tagen sterben die infizierten Tiere.“
Das Usutu-Virus, das durch heimische Stechmücken übertragen wird, ist in Deutschland nicht neu. Bereits 2011 hatte es eine ähnliche Welle des Vogelsterbens ausgelöst. Doch diesmal scheint die Lage besonders kritisch, da im Raum Bocholt der Amselbestand nahezu vollständig zusammengebrochen ist. Die Symptome der Krankheit sind gravierend: infizierte Vögel zeigen Apathie, orientierungsloses Verhalten, verweigern Nahrung und sterben kurz darauf. Auch ein aufgeplustertes Federkleid und verklebte Augen gehören zu den typischen Anzeichen. Die NABU rät dringend, tote Vögel im Hausmüll zu entsorgen, um eine weitere Verbreitung des Virus zu verhindern.
Erholung des Bestandes könnte Jahre dauern: Experten gehen davon aus, dass es bis zu fünf Jahre dauern könnte, bis sich der Amselbestand in Bocholt wieder stabilisiert. Die Überlebenschancen der Amseln sind ohnehin gering: Nur etwa 20 Prozent der Jungvögel erreichen das Erwachsenenalter. Zu den natürlichen Feinden zählen insbesondere Hauskatzen, die an den Nestern der Amseln wildern. Obwohl die Vögel durchschnittlich vier bis fünf Eier pro Brut legen, überleben nur wenige der Jungtiere.
Klimawandel als begünstigender Faktor: Die sich verändernden klimatischen Bedingungen könnten das Wiederauftreten des Usutu-Virus weiter begünstigen. Ursprünglich aus tropischen Gebieten stammend, hat sich das Virus über die letzten zehn Jahre in Europa ausgebreitet. Besonders Nordwestdeutschland ist derzeit stark betroffen, mit einer auffälligen Häufung toter Amseln seit dem Spätsommer.
Hoffnung auf natürliche Immunisierung: Obwohl das Virus für Menschen nur in seltenen Fällen gefährlich wird, stellt es für die Vögel eine ernsthafte Bedrohung dar. Der NABU hofft, dass die Überlebenden eine Immunität entwickeln und sich der Bestand dadurch langfristig erholen kann. „Wir müssen darauf setzen, dass durch die natürliche Immunisierung überlebender Tiere wieder mehr Amselgesang in den Gärten von Bocholt zu hören sein wird“, erklärt Frenk. |